In wenigen Sätzen wurde mir noch mal erklärt, was für ein Leben Selbstständige und Unternehmer führen:
„Wenn sie jung sind, arbeiten Sie viel und ständig. 40 Stunden Woche? Pah! 60 – 80 Stunden, so sieht die Realität aus. Dafür werden erfolgreiche Unternehmer irgendwann im Alter belohnt. Dann sind es vielleicht noch 10 – 20 Stunden und man weiß gar nicht, wie man das ganze Geld ausgeben soll.“
Habe ich mir früher noch die Mühe gemacht und versucht, das Bild des Selbstständigen ein wenig gerade zu rücken, spare ich mir die Energie heute. Aber warum erzähle ich das alles?
Für die meisten Menschen ist Arbeit nur ein Job. Mein Vater zum Beispiel. Arbeitet bei VW und macht dort seinen Job. Wenn er Feierabend hat, kann er endlich das machen was er will. Sich frei entfalten, was im Garten oder am Haus machen, oder Zeitung auf der Terrasse lesen. Sein Job ist für ihn wie für die meisten Menschen ein notwendiges Übel, seine Arbeitszeit beginnt mit dem Betreten des VW-Werksgeländes und endet auch dort.
Ganz anders bei mir. Nicht erst durch meinen Umzug ins Home Office verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend. Wenn ich zum Beispiel morgens nach dem Frühstück mit dem iPad auf der Couch sitze und in meinem Feedreader stöbere, ist das dann Arbeit? Ich lese überwiegend Blogs zu den Themen Design, Webentwicklung und Unternehmertum. Aber würde ich das auch in meiner Freizeit machen? Selbstverständlich. Denn ich brenne für diese Themen. Es interessiert mich einfach jeden Tag aufs Neue, was in diesen Bereichen passiert und ich bin froh, dass das Internet eine (hoffentlich) niemals versiegende Quelle der Inspiration und des Lernens ist.
Und was ist mit dem Wochenende?! Wenn es so etwas wie eine „Work-Life-Balance“ (ich bin kein Freund von Anglizismen, aber mir fehlt eine deutsche Alternative zu diesem Begriff) gibt, dann an diesen beiden Tagen. Denn dann kümmere ich mich nur in Ausnahmesituationen um Kunden und deren Projekte. Trotzdem lese ich auch am Wochenende in Blogs und Fachbüchern, probiere ein neues Programm oder einen neuen Dienst aus oder arbeite an privaten Projekten wie zuletzt am Redesign von Moe & Me. Ist das dann Arbeit?
Ich glaube, es hängt viel mit der eigenen Einstellung zusammen. Ich mache meine Arbeit einfach gerne und würde Blogs und Fachbücher lesen nicht wirklich als Arbeit bezeichnen. So gesehen komme ich vielleicht auf 30 – 35 Stunden/Woche. Der Außenstehende sieht das aber vermutlich anders und zack … bin ich bei deiner 60 – 70 Stundenwoche.
Und nun zu Euch: Was bedeutet für euch Arbeit? Ich freue mich über eure Meinung in den Kommentaren.
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