Noch immer wird auf vielen Websites die Macht von Bildern und Bildsprache unterschätzt. Dabei gehören sie heutzutage zu den wichtigsten Instrumenten, um Nutzer emotional anzusprechen.
Ach, was war das alles einfach früher. In den Zeiten von Frontpage und Tabellenlayouts hat sich niemand ernsthaft Gedanken darüber machen müssen, dass Bilder auf einer Website mehr als nur einen dekorativen Charakter haben müssen. Bannerartig (z.B. 760 x 100 Pixel) zeigten sie häufig Bürobilder oder Außenaufnahmen im starken Anschnitt. Personen sah man eher selten. Wenn doch, hatte man Mühe sie gut sichtbar in diesem Panoramaformat unterzukriegen. Bilder zum Transport von Botschaften nutzen? Unvorstellbar.
Heute haben sich zwar Bildqualität und -größe weiterentwickelt, schließlich werden Bilder auf Websites immer größer, jedoch unterschätzen noch immer viele Unternehmen und Agenturen die Macht von Bildern auf Websites.
Warum sind Bilder auf Websites so wichtig?
Das Bilder auf eine Website gehören, zweifelt heutzutage kein Unternehmen mehr an. Doch fragt man Unternehmen nach dem Sinn von Bildern, hört man oftmals nur „Naja, der Nutzer soll sich vorstellen können, was wir machen“. Referenzen sollen dem Nutzer die Expertise des Unternehmens vermitteln, Infografiken werden genutzt, um (schwierige) Sachverhalte besser transportieren zu können.
Was viele Unternehmen allerdings vergessen: Bilder können und sollten auch dazu genutzt werden, um den Seitenbesucher in eine Stimmung z.B. in Kauflaune/Kontaktlaune zu versetzen. Gerade wenn der Seitenbesucher noch anonym ist, also bisher in keiner Verbindung zum Unternehmen steht, ist es wichtig den Nutzer davon zu überzeugen, dass seine Suche beendet ist und er das passende Unternehmen für die Lösung seines Problems gefunden hat. Ich habe das Gefühl, im Web gilt mittlerweile mehr denn je: Nicht das beste Unternehmen, sondern das beste Marketing gewinnt Neukunden. Durch hochwertige Bilder und Grafiken wird eine Website vom Besucher als attraktiver eingestuft. Doch wer Emotionen beim Nutzer erzeugen will, sollte noch einen Schritt weiter gehen.
Personen auf Websites
Unzählige Eyetracking-Analysen haben gezeigt, dass Emotionen sich besonders gut durch die Verwendung von Personen auf Websites erzeugen lassen. Denn unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen Web und Alltag. Stets finden Abläufe wieder der „Freund- oder Feind“-Check statt.
„Ist mir die dargestellte Person sympathisch? Dann ist mir auch die Website sympathisch.“
Websites mit Bildern von Personen, die den Betrachter anschauen, werden in vielen Fällen als einladend empfunden und ziehen automatisch Blicke an. Der Grund ist einfach: Blickkontakt bedeutet Kontaktaufnahme und ist der erste Schritt zur Kommunikation. Innerhalb von Sekundenbruchteilen deuten wir dabei Stimmung und Gestik unseres Gegenübers, so wie bei dem Bild des „Handshake“-Mannes eingangs des Artikels.
Aber auch Personen, die uns nicht anschauen, können eine Wirkung auf den Seitenbesucher haben. Denn der Mensch ist es gewohnt, den Blicken und Gesten anderer zu folgen. Mit anderen Worten: Die Aufmerksamkeit eines Textes oder Buttons lässt sich beispielsweise durch die Blickrichtung oder einen Fingerzeig vergrößern.

Bild: Flickr – patriziasoliani
Nutzer folgen unweigerlich der Blickrichtung einer Person auf einer Website. Das Gleiche gilt für Gesten und das Zeigen auf Objekte oder Elemente
Vorsicht ist allerdings bei gekauften Fotos (wie in meinen Beispielen hier) geboten. Wer glaubt, dass ein paar gekaufte Fotos von Katalogschönheiten eine jede Website emotional aufwerten, fällt damit höchstwahrscheinlich auf die Nase. Fotos von istockphoto oder fotolia sehen nicht nur häufig gestellt aus, sie werden auch bereits auf zigtausend Websites vewendet. Das nervt und führt im schlimmsten Fall dazu, dass der Nutzer die Website gleich wieder verlässt.
Produktfotos auf Websites und Shops
Und wie sieht es aus mit Produktfotos? Lassen sich auch durch Produktfotos Emotionen beim Betrachter erzeugen? Forscher fanden vor einiger Zeit heraus, dass allein die auf der Apple-Website verwendeten Produktfotos unser Gehirn stimulieren und das Gefühl des „Habenwollens“ erzeugen (s.a. die ARD-Reportage: Der Apple Check, ab Minute 7).
Nun wird sich nicht jedes Unternehmen makellose, aus dem 3D-Programm gerenderte Produktfotos leisten können bzw. wollen. Grundsätzlich gilt aber auch hier, dass je hochwertiger die Produktfotos sind, desto größer die Attraktivität des Produktes und das Vertrauen in das Unternehmen.
In einer Studie mit dem Titel „Exploring Human Images in Website Design“ von Dianne Cyr, Milena Head, Hector Larios und Bing Pan wurde getestet, ob sich Emotionen auch dadurch erzeugen lassen, indem man Produktfotos mit Personen kombiniert. Dafür wurde Teilnehmern ein Online-Shop für Elektroartikel also (TV, Laptops, Digitalkameras) in 3 Variationen vorgelegt:
- normale Produktbilder (ohne Personen)
- Produktbilder mit Personen im Anschnitt auf den Bildschirmen
- Produktbilder auf denen Gesichter auf den Bildschirmen zu sehen sind
Das Ergebnis der Studie:
Der Shop, bei dem Personen mit Gesicht auf den Bildschirmen dargestellt wurden, wurden generell als wärmer und emotional ansprechender empfunden. Kulturelle Unterschiede spielten hierbei keine Rolle, denn das Ergebnis fiel in allen 3 Testländern(Kanada, Deutschland und Japan) gleich aus.
Fazit:
Die meisten Unternehmen haben den Mehrwert von Bildern auf der Website erkannt. Wenn es jedoch darum geht Nutzer durch Bilder emotional anzusprechen, fehlt vielen Unternehmen aber auch einigen Internetagenturen das nötige Know-how. Ein Fehler bei der Bildauswahl oder -sprache kann im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass Nutzer einen falschen Eindruck vom Unternehmen bekommen und die Website auf direktem Wege wieder verlassen.
Was mir bei diesen „Businesskasper“ Bilder zunehmen auffällt – wie sie auch in PowerPoint´s benutz werden – ist, dass sie sehr gestellt aussehen und somit an Authentizität verlieren: Dies wirkt unsympathisch.
Dies ist zum Beispiel bei den Apple-heile-Familie-Videos nicht so.