Teil 1: Das Grundgerüst – Die Konzeption
Oft werde ich von Kunden im Erstgespräch einer Website gefragt, wie lange es denn dauere bis ein erster Entwurf zu sehen sei. „So schwer könne es doch nicht sein, mal schnell einen Entwurf aus dem Hut zu zaubern.“
Manch Kunde glaubt sogar, dass ich ja eh nur nach einem Baukastenprinzip arbeiten würde, bei dem ich lediglich mal schnell die Farben und das Logo austauschen würde. Deswegen sind sie umso überraschter, wenn ich Ihnen mitteilen muss, dass sie in den nächsten Tagen erstmal nichts von mir zu sehen bekommen werden.
„Ein gutes Design entsteht nicht über Nacht!“
Und wenn doch, dann sind diese Geniestreiche meinerseits eher die Ausnahme als die Regel. Denn bevor es an den Entwurf geht, beginne ich mit der Konzeption der Website. Zur Konzeption gehört für mich, unabhängig vom Briefing:
Die Konkurrenzanalyse
Dazu schaue ich mir im Vorfeld einmal die Konkurrenz an:
- Wie werden dort die Inhalte dargestellt?
- Wo liegen die Schwerpunkte?
- Welche Fehler wurden auf den Seiten der Mitbewerber gemacht?
- Welche Techniken ließen sich einsetzen, um die Inhalte ansprechend und zeitgemäß darzustellen?
Abhängig von der jeweiligen Branche und je nachdem wie gut die Mitbewerber aufgestellt sind, kann diese Analyse auch mal ein paar Stunden/Tage in Anspruch nehmen. Gleichzeitig ist dies die erste Gelegenheit, sich in die Materie des Kunden einzulesen.
Die Farbwahl im Webdesign
Die Farbwahl der Website geht mir im Normalfall recht problemlos von der Hand. Dennoch gibt es auch bei den Farben ein paar Richtlinien:
Gibt es schon ein Corporate Design? Dann wird man sich auch beim Webdesign danach richten müssen, schließlich soll ja ein Wiedererkennungswert vorhanden sein.
Handelt es sich bei der Website um ein Redesign? Auch dann bin ich in meiner Farbwahl eher eingeschränkt, was ja nicht immer schlecht sein muss.
Handelt es sich jedoch um ein Start-Up und die Website ist der erste Baustein für das sich entwickelnde CD, dann sollten die Farben gut gewählt sein. Sie sollten am Besten branchentypisch sein, sich allerdings auch deutlich von den Mitbewerbern abgrenzen, um eine Verwechselung auszuschließen.
Texte und Bilder
Im nächsten Schritt schaue ich mir die geplanten Inhalte genauer an. Auch hier finde ich es wichtig, die Inhalte des Kunden zu verstehen, um Kernaussagen zu formulieren und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
Am Liebsten ist es mir eigentlich, wenn die Texte direkt von unserer Texterin kommen, denn dann kann ich mit ihr vorab besprechen, wie ich mir die inhaltliche Aufteilung und die benötigte Textlänge vorstelle.
Da ein Großteil meiner Kunden aber mit eigenen, bereits fertigen Texten bei mir aufschlägt, verbringe ich die nächsten Stunden/Tage damit, die Textanordnung für die spätere Seite zu bestimmen und eine Sitemap der vorraussichtlichen Navigationsstruktur zu erstellen, denn auch hiernach richtet sich ein gut durchdachtes Webdesign.
Bei den Bildern habe ich bisher folgende Erfahrung gemacht:
- Der kleinere Kunde macht die Fotos selbst.
Meine Aufgabe ist es dann, die brauchbarsten Fotos herauszusuchen, die für die Umsetzung im Webdesign denkbar wären. - Der mittlere Kunde (i.d.R. das klassische Mittelstandsunternehmen) setzt auf Stockbilder oder hat Fotomaterial von Partnern bekommen.
Hier habe ich bisher die besten Erfahrungen gemacht, wenn ich die Fotos erstmal ungefiltert zugeschickt bekommen. Dies bedeutet allerdings auch bei größeren Bildarchiven/Suchergebnismengen, dass eine Bildauswahl dementsprechend länger dauert. - Das große Unternehmen liefert mir Bilder vom Fotografen, teilweise sogar extra für die Website geschossen.
Jackpot! In der Regel macht nichts mehr Spaß, als ein Webdesign mit gelungenen Fotos zu realisieren.
Für die Bildauswahl benötige ich, je nach Bildmenge, normalerweise einen halben bis ganzen Tag.
Natürlich lässt sich die Vorarbeit noch weiter ausbauen, z.B. durch die Erstellung eines Mood Boards oder ein paar zusätzliche Termine zur Abstimmung zwischen Kunde & Agentur.
Wie geht es weiter?
Nachdem all diese Faktoren für die Konzeption geklärt wurden geht es also an die eigentliche Entwurfsarbeit. Je nachdem, wie umfangreich eine Website werden soll, verstrich bis zu diesem Zeitpunkt u. U. bereits eine Woche, ohne dass ich Photoshop überhaupt hätte aufmachen können. Im zweiten Teil gilt es nun also all diese Faktoren zu einem Screendesign zu vereinen.
Teil 2 folgt vorraussichtlich am Montag, den 23. November. Wenn du hier weiterlesen willst, dann abonniere doch einfach meinen RSS-Feed.
Mir fehlen in diesem Teil bzw. der Anforderungsanalyse noch zwei wesentliche Aspekte: Ziele der Website und Zielgruppe(n), die maßgeblich die Ausrichtung der Website mitbestimmen.
Ansonsten eine schöne Beschreibung der konzeptionellen Überlegungen.
Hallo! Cooler Beitrag! Mir gefällt sehr gut wie du erklärst, was und wie lange ein gutes Design braucht. Super gemacht!
Gruß Michael